Nürnberg 1493 (Hermann Schedels Weltchronik)

aus http://de.wikipedia.org/








Die Heilige Elisabeth und Hermann von Salza [7]


Ausgewählte Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - Teil XVI

..., zwei Jahre später [1225] trat er [Ludwig IV.] einen Feldzug an, der die betroffenen Zeitgenossen überrascht hat. Er griff die am Rande der Niederlausitz gelegene, von den Polen besetzte Burg Lebus an. Die Nieder-Lausitz gehörte zum Herrschaftsbereich der Markgrafen von Meißen. Die Versuche des Herzogs Wladislaus Laskonogi und des herbeigeeilten Erzbischofs von Gnesen, ihn zum Abzug zu bewegen, schlugen fehl. Nach Belagerung nahm der Landgraf die Burg ein und zog dann zum Hoftag König Heinrichs nach Bardowick. So steht es in: www.genealogie-mittelalter.de auf der Seite: Ludwig 4 der heilige landgraf von thueringen, als Zitat aus "Geschichte Thüringens" von Hans Patze/Walter Schlesinger: Seite 32-35. Auf der gleichen Internetseite war der Hans Patze sehr erstaunt über den Aufwand, welchen der Landgraf Ludwig "um die Wiedergewinnung einer Burg ganz am Rande des für zweite Hand verwalteten Herrschaftsbereich", getrieben hat. Auch dort wird Ludwigs anschließender Besuch des Hoftages in Bardowick erwähnt.

Der Hoftag von Bardowick war, wie ich im vorherigen Teil erwähnt habe, Ende September bis Anfang Oktober 1224. Durch eine Internetseite über den Ort Bardowick www.bardowick.com konnte ich von Horst Rhau einen Ausschnitt aus dem "CRONICON der Stadt und des Stiffts Bardewick" des Christian Schlöpken von 1704 bekommen, der diesen Hoftag im "Stifft Bardewick" bestätigt, " … und solches vermutlich auff Vorbitte der unterschiedlichen vornehmen Herren welche 1224 von dem Römischen Könige Heinrico hieher beruffen worden um sich wegen des zu Dannenberg gefangen sitzenden Königs von Dännemarck mit ihnen zu berathschlagen." Der Hoftag war bereits am 4. Juli 1224 in Dannenberg im Beisein von Hermann von Salza festgelegt worden. Ende Juli war der nächste Hoftag in Nürnberg. Hier war auch Landgraf Ludwig anwesend und sicher von König Heinrich nach Bardewick eingeladen worden. Der ebenfalls in Nürnberg anwesende Deutschordensmeister Hermann wird mit dem Landgrafen den in Dannenberg aufgesetzten Vertrag durchgesprochen haben und dem König die Anwesenheit Ludwigs in Bardewick empfohlen haben. Der Verhandlungsführer des dänischen Königs war Albrecht von Orlamünde Graf von Holstein, der Schwager des Landgrafen. Er hatte 1211 Ludwigs Schwester Hedwig geheiratet.

Was nach diesem kurzen Ausflug ins Jahr 1224 klar ist, Ludwig kann von Lebus nicht nach Bardowick, wie oben zu lesen, gezogen sein. Dieser Feldzug war im Juli 1225 und hatte schon nachvollziehbare Gründe. Dazu muss ich aber doch nochmal auf das Jahr 1224 zurückkommen. In "Die Geschichte des Dorfes Nägelstedt" von Eckhard Lange steht unter 1224: "In Thüringen ist eine sehr heiße und trockene Erntezeit, in der ein dreitägiger Windsturm alles Korn zerschlägt. Lebensmittel werden noch knapper und teurer. Hungersnot und Krankheiten nehmen weiter zu." Das ist die Zeit, in der der Thüringer Landgraf und besonders seine Frau Elisabeth versuchten, ihre Untertanen mehr als sonst üblich zu unterstützen.

Auch der schon des Öfteren zitierte Dietrich von Apolda schreibt dazu: "In Thüringen kam es damals zu einer großen Teuerung, die nahezu zwei Jahre anhielt, so daß viele Menschen an Hunger starben. Die Not der armen Leute bewegte die barmherzige Elisabeth zutiefst." Dietrich mag sicher etwas übertrieben haben, wenn er weiter schreibt: "Von ihren sämtlichen Höfen ließ sie alles Korn, das sie bekommen konnte, zusammentragen und verteilte es restlos an die Bedürftigen". Nur, wenn kein Getreide mehr geerntet werden konnte, konnte auch nichts verteilt werden. Deshalb musste es eingekauft werden. Der Landgraf musste auch für seinen Kreuzzug, der eigentlich schon 1225 beginnen sollte, vorsorgen. Er schickte Kaufleute nach Schlesien um dort Getreide einzukaufen. In den letzten Jahrzehnten waren östlich der Oder durch Herzog Heinrich den Bärtigen viele deutsche Bauern angesiedelt worden und diese konnten damals Getreide abgeben. Die Frau des Herzogs von Schlesien war eine Tante der Landgräfin Elisabeth. Die später auch Heiliggesprochene war für Elisabeth sicher ein großes Vorbild. So ergeben sich Zusammenhänge, die vieles erklären können.

Leider kamen die Kaufleute auf ihrem Rückweg nach Thüringen nicht weit. Bei Lebus an der Oder wurden sie von der polnischen Besatzung der dortigen Burg aufgehalten und ihrer Fracht entledigt. Sicher verloren dabei auch etliche ihr Leben. Als Landgraf Ludwig davon erfuhr, hatte er sich bei dem polnischen Herzog Wladislaus Laskonogi beschwert und Schadenersatz gefordert. Die Antwort muss entsprechend ausgefallen sein, denn Ludwig begab sich Anfang Juli nicht zum Hoftag in Nürnberg, sondern zog eine Streitmacht zusammen und machte sich auf den Weg nach Osten. Das Heer soll etwa 3400 Mann stark gewesen sein. Bei Großenhain ließ er die Richtung des Marsches ändern und verkündete als Ziel die Burg Lebus. Mitte Juli traf eine Vorhut von 300 landgräflichen Rittern zur Überraschung der polnischen Burgbesatzung ein und mit dem Eintreffen des Hauptheeres wurde dann am 26. Juli 1225 die Burg Lebus erobert. Damit war der Oderübergang bei Lebus für die Kaufleute wieder frei. Die Einzelheiten zu diesem Ereignis habe ich von Christian Sucker aus: www.kirche-lebus.de.

Nach der Eroberung von Lebus muss Ludwig nach Prag gezogen sein. Hilmar Schwarz schreibt in "Die Ludowinger - Aufstieg und Fall": "Der thüringische Landgraf mußte den böhmischen König Ottokar I. besänftigen, weil eigentlich dessen Tochter für König Heinrich (VII.) vorgesehen war." Hans Patze gibt an, Ludwig habe 4 Wochen mit Ottokar verhandelt. Grund war die vom Kaiser angeordnete Verheiratung des erst 14jährigen König Heinrich. Dieser wollte die Tochter Ottokars, Agnes, aber nicht, sondern die Margaretha von Österreich. Als Dank für seine Vermittlertätigkeit erreichte Ludwig die Zustimmung des österreichischen Herzogs Leopold für die Heirat seines Sohnes Heinrich, genannt "der Grausame", mit Agnes, der Schwester des Landgrafen. So wird Landgräfin Elisabeth sicher am 29. November 1225 mit ihrem Gemahl in Nürnberg gewesen sein. Dort fand die prächtige Doppelhochzeit statt. An diesem Tage heirateten der Sohn des Kaisers, König Heinrich (VII), die Margaretha, Tochter des Herzogs Luipold von Österreich. Zugleich heiratete die Schwester Ludwigs, Agnes von Thüringen, deren Bruder Heinrich von Österreich. Auch der Papst musste seinen Segen dazu geben, wegen der Verwandtschaft zwischen den Staufern und den Babenbergern brauchte man den nötigen Dispens. Ludwig schickte deswegen Rudolf von Vargula und Hermann von Schlotheim als seine Gesandte nach Rom. Interessant ist dabei auch noch, dass kurz vor der Hochzeit durch Vermittlung des Papstes Honorius III. Österreich und Ungarn einen Frieden schlossen.

So war das Jahr 1225 für Elisabeth sehr abwechslungsreich neben dem Aufziehen ihrer 2 Kinder und der Betreuung ihrer Untertanen vorübergegangen. Und auch 1226 wird es wieder Überraschungen geben.

Dieter Deubner

Bad Langensalza 1. September 2007


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